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Keine Sorge, ich bin nicht dem royalen Größenwahn verfallen. Es geht hier weniger um das Ausrufen eines neuen Feudalherrschers, als um die Kommunikation der Aufgaben eines Interim Managers. Warum ich das wichtig finde:
Es ist eine finale Nagelprobe, ob beide Seiten das selbe unter der Aufgabe des Interim Managers verstehen. Mir ist es schon passiert, dass ich erst nach mehreren Verhandlungsrunden zu einem Mandat bemerkte, dass wir offensichtlich aneinander vorbei geredet hatten. Da es die ganze Zeit um einen Teamleiter in der IT-Organisation ging, von dem man sich trennen wollte, war ich der Meinung, dass diese Position interimistisch besetzt werden sollte - der Provider dachte das selbe. Erst gegen Ende eines längeren Gespräches mit dem Klienten dämmerte es mir, dass man sich - wenn überhaupt - erst später trennen wollte. Meine direkte Frage, was denn dann mein Job Title wäre, konnte der Klient nicht so richtig beantworten. Kein Beweis, aber ein Indikator dafür, dass der Klient selbst nicht so genau weiß, warum er einen Interim Manager braucht. Solche Mandate kann man annehmen, sie bergen aber das Risiko, das während der Laufzeit Missverständnisse auszuräumen sind und die Sache letztendlich unbefriedigend für alle Beteiligten ausgeht.
Ein sauberer Start: Wenn der Auftraggeber Sie z.B. als Leiter des Applications-Teams angeheuert hat, sich dann aber scheut, dies klar und deutlich im Unternehmen zu kommunizieren, überlässt man den Mythen das Feld. Statt des in Wirklichkeit anvisierten Teambuildings wird von allen Beteiligten vielleicht von einer Sanierungsmaßnahme ausgegangen. Diese Mythen wieder auszuräumen, kann einen beträchtlichen Teil Ihrer Zeit und Energie als Interim Manager verbrennen. Das Argument, dass man keine schlafenden Hunde (bzw. Stakeholder wie die Gesellschafter oder den Betriebsrat) wecken möchte, entlarvt eigentlich nur das Motto: wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Selbstschutz: Wenn Sie keinen eindeutigen Jobtitle haben, können Sie für alles und nichts verantwortlich sein. Wenn Sie aber z.B. Interim Head of IT Infrastructure sind, ist damit klar, dass Sie keine Verantwortung für die Softwareentwicklung tragen.
Die Bitte nach einer wirksamen Inthronisierung hat in diesem Sinne nichts mit Geltungsdrang, sondern mit einer professionellen Herangehensweise zu tun.
Heute startet eine Serie zu Mythen aus der Berufswelt, aus der Wirtschaft oder einfach auch aus dem privaten Leben. Einen Mythos muss ich gleich hier und jetzt entlarven: Es werden nicht alle Mythen "gebusted". Bei einigen wird sich nämlich herausstellen, dass es sich gar nicht um einen Mythos, sondern um eine Tatsache handelt. Bei einigen wird man das nicht so genau entscheiden können und Sie werden sich mit meiner persönlichen Meinung begnügen müssen. Aber ich verspreche es: Einige Mythen werden wir nach allen regeln der Kunst platzen lassen. Der Plural im letzten Satz deutet es schon an: an dieser Serie arbeite ich nicht allein, sondern zusammen mit meiner Co-Autorin Marie Sophie Kuhl.
Manche Anforderungsprofile für Interim Mandate erscheinen mir als ein Sammelsurium an Anforderungen, die die letzten zehn Jahre liegen geblieben sind und die jetzt ein Interim Manager in einem sechsmonatigen Projekt wuppen soll. Neben der Führung des IT-Bereiches soll das S/4HANA Projekt jetzt endlich zum Abschluss gebracht werden, die IT-Strategie konzipiert, die ISO 27001 Zertifizierung vorbereitet, die Neuausrichtung des ITSM projektiert und die Stellenbeschreibungen der IT-Mitarbeiter überarbeitet werden. Und wo wir gerade dabei sind: bitte noch die entsprechenden Betriebsvereinbarungen mit dem Betriebsrat verhandeln und das Vendor Management nicht aus den Augen verlieren. Das Problem hier: Zeit.
Als Interim Manager ist man in der Regel eine One-Man-Show bzw. One-Woman-Show. Wenn die Auftragslage gut ist, kommen manche Tätigkeiten manchmal zu kurz. Dazu gehören für mich z.B.:
Muss ich mir Sorgen machen, dass ich als "Boomer" schwerer an Aufträge komme?